Wir unterscheiden zwischen verschiedenen Disziplinen, die sich die Eigenschaften der Quantenphysik zunutze machen.
Beim Quantencomputing werden so genannte Qubits anstelle von »herkömmlichen« Bits genutzt, um Rechenoperationen durchzuführen. Qubits können durch die Überlagerung von Quantenzuständen auch jede beliebige Kombination aus 0 und 1 annehmen. Auf diese Weise lassen sich größere Probleme und komplexere Aufgaben parallel statt linear berechnen. Um damit rechnen zu können, müssen Quantenalgorithmen definiert und übersetzt werden. Die ersten Quantencomputer sind bereits im Einsatz – so zum Beispiel beim Fraunhofer Kompetenznetzwerk in Ehningen. Die Zukunftsvision ist das Quanteninternet, das mehrere Quantencompouter über Quanteninformation miteinander koppelt.
In der Quantenkommunikation kommen so genannte Zwillingsphotonen zum Einsatz. Sie ergänzen sich jederzeit in ihren Eigenschaften – unabhängig davon, wie weit sie voneinander entfernt sind. Man braucht man nur eins zu messen, um den Zustand des anderen zu kennen. Dieser Umstand lässt sich für eine sichere physikalische Verschlüsselung nutzen, mit der man Hackerangriffen, Datenleaks, Wirtschafts- und Bankenspionage künftig bald zuverlässig vorbeugen könnte.
Beim Quantenimaging werden verschränkte Photonen genutzt, die das gesamte optische Spektrum von Infrarot bis Ultraviolett abdecken. Damit können Objekte auch in Wellenlängenbereichen sichtbar gemacht werden, die bislang unsichtbar waren. Vereinfacht gesagt, wird für die Untersuchung des Objekts ein anderer Lichtstrahl genutzt als für die Bildgebung in der Kamera. Während die einen Photonen zum zu detektierenden Objekt im unsichtbaren Wellenlängenbereich geschickt werden, werden die Zwillingsphotonen im sichtbaren Spektrum von einer Kamera eingefangen. Da die verschränkten Lichtteilchen die gleiche Information in sich tragen, entsteht ein Bild, obwohl das Licht, das die Kamera erreicht, das eigentliche Objekt nie erfasst hat. Einsatz sollen diese Prinzipien in der medizinischen Bildgebung oder in der Untersuchung von Materialoberflächen finden.
Die Disziplin der Quanten-KI verbindet zwei aktuelle Schlüsseltechnologien: Quantencomputer und Künstliche Intelligenz. Quantencomputern könnten in kürzester Zeit ein Problem bewältigen, mit denen sich digitale Systeme zur Zeit noch schwer tun: Mathematisch betrachtet sind viele KI-Probleme so genannte kombinatorische Optimierungsprobleme, etwa optimale Lieferrouten zu bestimmen. Wenn solche Probleme komplex sind, also viele Variablen enthalten, ist es heute auf sehr schwer bis unmöglich, optimale Lösungen in vertretbarer Zeit zu finden.
Das Grundprinzip der Quantensensorik ist simpel: Um Atomkerne fliegen Elektronen, die sich wie ein Kreisel um sich selbst drehen. Diese Drehung heißt Spin – eine quantenmechanische Eigenschaft. Durch den Elektronenspin bildet sich ein magnetischer Dipol um das Elektron, der von anderen magnetischen Feldern angezogen oder abgestoßen wird. Für die so genannte Quantenmagnetometrie werden die Zustände von Elektronen – genau genommen der Elektronen-Spin – eines ganz bestimmten Defekts in der Gitterstruktur von Diamanten optisch gemessen. Ein Magnetfeld verschiebt die Energien der Spin-Zustände, was durch eine Änderung der Helligkeit gemessen werden kann. Die Quantensensorik öffnet neue Türen vor allem in der medizinischen Diagnostik und der Materialanalyse.