Die Rolle von Informations- und Kommunikationstechnologien (IuK) in Wirtschaft und Gesellschaft hat sich in den vergangenen Jahren radikal verändert. Dies spiegeln auch die Themen der Wissenschaftsjahre des Bundesforschungsministeriums wider. Mit Schwerpunkten wie dem »Informatikjahr«, »Die digitale Gesellschaft« oder »Zukunftsstadt« werden immer öfter Themen mit einem hohen IuK-Anteil in den Fokus gestellt. Der Hauptgrund für ihre schnell gewachsene Bedeutung ist die zunehmende Vernetzung von Informations- und Kommunikationstechnologien untereinander, aber auch mit anderen Geräten oder ganzen Umgebungen. Durch den Siegeszug des Smartphones haben sich die Entwicklung von Internet und Mobil kommunikation vereinigt und beschleunigt. Die massive Verbreitung von Sensorik und Aktuatorik wird zu einer Verzehnfachung der vernetzten Geräte bis 2020 führen. In diesem Zusammenhang gewinnt auch das »Internet of Things« eine immer größere Bedeutung. Jede Chance birgt Risiken: Das Thema »Cybersicherheit« wird in den kommenden Jahren weiter im Fokus der Aufmerksamkeit bleiben.
Auf der Ebene der Geschäftsprozesse führen diese technischen Trends zu einer schrittweisen Digitalisierung der gesamten Gesellschaft. In den 1990er Jahren wurden vorwiegend rein virtuell darstellbare Bereiche wie Verwaltung, Finanzwirtschaft und Handel digitalisiert. Ihnen folgen mit der aktuellen Generation cyberphysischer Systeme für Deutschland zentrale Themen wie Produktion und Logistik, die »Industrie 4.0«, Medizin- und Gesundheitswesen, Energiewende und die Mobilität. Die enge Verzahnung all dieser Branchen mit den bereits digitalisierten Bereichen führt zu neuen Geschäftsmodellen und zu einer Neuaufstellung der internationalen Konkur renzsituation. Aktuelle Entwicklungen in Bereichen wie »Künstliche Intelligenz« oder »Blockchain« verstärken diesen Trend. Jeder Digitalisierungsschritt bringt dabei eine neue Generation von »Big Data« mit exponentiell wachsender Komplexität hervor. Dies führt zu neuen Verknüpfungs- und Analysechancen im Zusammenspiel mit allen bereits digitalisierten Bereichen.
Während die führenden US-Anbieter diese Entwicklungen mittels Dominanz bei generischen IuK-Technologien im Sinne einer digitalen Wirtschaft vorantreiben, verfolgt Deutschland mit der Hightech-Strategie eher eine Digitalisierung der traditionell erfolgreichen Branchen. Die europäische Forschungsstrategie bewegt sich zwischen diesen beiden Extremen. Allerdings sehen auch die USA (und beispielsweise China) mittlerweile die Bedeutung der IT im Industrie-Kontext, beispielsweise mit dem Industrial Internet Consortium. Deutschland und Europa haben erkannt, dass sie zumindest in bedeutsamen Teilthemen, wie industrielle Mikroelektronik oder IT-Sicherheit und Datenschutz, auch IuK-generische Kernkompetenzen in Europa ausbauen müssen. Das Gleiche gilt nach Auffassung des Fraunhofer-Verbunds IUK-Technologie insbesondere auch für den oft unterschätzten Bereich der Software-Technik einschließlich des Datenmanagements. Hierfür steht die Forderung nach Anerkennung des Software Engineering als zusätzliche »Key Enabling Technology« auf EU-Ebene.