Basierend auf WebGenesis®, einem eigenen Framework für Web-basierte Informationssysteme, entwickelt und betreut das Fraunhofer IOSB seit vielen Jahren ein Werkzeug, das die baden-württembergischen Behörden für die Stabsarbeit und Krisenbewältigung einsetzen: die Elektronische Lagedarstellung Bevölkerungsschutz (ELD-BS). Wie in allen kritischen Lagen ist das System auch für das Management der Corona-Krise im Einsatz.
Die Elektronische Lagedarstellung für den Bevölkerungsschutz (ELD-BS) dient als einfach zu bedienendes sowie funktional einsetzbares Werkzeug zur hierarchieübergreifenden Unterstützung der Stabsarbeit und zur Bewältigung allgemeiner Einsatzlagen im Katastrophenschutz (Stabsinformationssystem).
Die vom Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB gemeinsam mit dem Innenministerium Baden-Württemberg bereits 2009 entwickelte Plattform unterstützt insbesondere die Kommunikation, den Informations- und Datenaustausch zwischen dem Innenministerium, den Regierungspräsidien und den unteren Katastrophenschutzbehörden im Ereignisfall und ist für die Stabsarbeit, im Sinne einer landesweiten, umfassenden Lagebewertung, unverzichtbar. Sie wird inzwischen umfangreich im Rahmen von Einsatz- und Übungslagen auf allen Verwaltungsebenen genutzt.
In den Jahren 2018 und 2019 wurde die ELD-BS im Funktionsumfang und in der Komplexität durch IOSB erheblich erweitert und findet bei den nutzenden Stellen erheblichen Zuspruch. Neben den klassischen Tools zur Unterstützung der Lagedarstellung können die Nutzer*innen u.a. auch auf eine GIS-basierte Krisenobjektdatenbank zurückgreifen. Die ELD-BS ist als eines der Leuchtturmprojekte in das Arbeitsprogramm Bürokratieabbau 2019/2020 der Landesregierung aufgenommen worden.
Die Anwendungserfahrungen der letzten Jahre sowie neue, einsatzbedingte Herausforderungen, wie zum Beispiel die Erfahrungen aus dem Reaktorunfall aus Fukushima, haben die Weiterentwicklung der ELD-BS erforderlich gemacht. Mit der neuen ELD-BS (Version 2.0) setzt das Innenministerium seit Anfang 2019 den Weg einer steten Optimierung des Bevölkerungsschutzes, mit diesem IT-basierten, zukunftsorientierten und benutzerfreundlichen Planungs- und Einsatzunterstützungstool, in Baden-Württemberg konsequent fort. Da die vom Umweltministerium betriebene radiologische Lage Baden-Württemberg auf der gleichen Plattform basiert, konnten bereits erhebliche Synergien genutzt werden. Während alle Anwendungen beim zentralen IT-Dienstleister des Landes BITBW laufen, gewährleistet die Verwendung des integrierten Single-Sign-On-Verfahrens die Möglichkeit, alle wesentlichen Funktionen mit nur einer Anmeldung zu nutzen.
Die Anwendung begrüßt die Nutzer auf einer zentralen Startseite, im anwenderfreundlichen Design und ermöglicht einen ersten Gesamtüberblick auf die vielfältigen Teil- und Schwesteranwendungen der elektronischen Lagedarstellung. Bekannte Funktionen wie die zentrale Lageübersicht der unteren Katastrophenschutzbehörden und die zielgruppenorientierte Verarbeitung von Meldungen/Informationen, werden durch neue, oder optimierte Anwendungen ergänzt. Beispielhaft zu nennen sind, der automatisierte Informationsaustausch mit den radiologischen Lagezentren auf Bundes- und Landesebene, die Darstellung der angeordneten Maßnahmen der höheren Katastrophenschutzbehörden nach kerntechnischen Unfällen sowie eine GIS-basierte Krisenobjektdatenbank (KODB), die die Katastrophenschutzbehörden in der Planung von großflächigen Einsatzlagen, wie z.B. Evakuierungen, unterstützt.
Ergänzt wird die ELD-BS durch die in der Umsetzung befindliche ELD-DOK, ein Dokumentenaustauschportal, das die Verwaltungsebenen übergreifende Steuerung von Katastropheneinsatzplänen bis auf Ebene der Gemeinden zulässt. Wesentlicher Unterschied zu den vorhandenen Einsatzleitsystemen der Stadt- und Landkreise, ist die landkreis- und regierungsbezirksübergreifende Nutzbarkeit.
Die Elektronische Lagedarstellung für den Bevölkerungsschutz (ELD-BS) wird ständig weiterentwickelt. Mittelfristig sind zusätzliche Erweiterungen geplant, die den Einsatzwert der ELD-BS noch einmal erheblich ausbauen und einen deutlichen Mehrwert für die nutzenden Behörden darstellen. Als nächste Meilensteine sind ein Ergänzungsmodul für eine zentrale Evakuierungs- und Unterbringungssteuerung sowie die Freigabe der ELD-BS, sowie die Nutzung bei parallelen Einsatzlagen vorgesehen.