Die Gewissheit, dass die Blockchain sich anschickt, eine Schlüsseltechnologie in der digitalen Wirtschaft zu werden, hatten wohl schon die meisten der rund 200 Besucher. Spätestens nachdem die Bundesregierung im September 2019 ihre Blockchain-Strategie veröffentlicht hat, sind aber auch generell die Stimmen rund um die noch junge Trendtechnologie wieder lauter geworden. Bemerkenswert dabei ist, dass die Kryptowährungen nicht mehr im Fokus der Diskussionen stehen. Eine kurze Umfrage zu Beginn der Konferenz nach den besten Anwendungsgebieten von Blockchains hatte ein klares Ergebnis: Logistik. Hier können sich sehr viele Experten und Anwender vorstellen, Mehrwerte aus Distributed Ledgers und Smart Contracts zu ziehen. Die Gegenfrage – nämlich, wo die größten Hürden beim Einsatz der Blockchain-Technologie liegen – gab ein ebenso klares Bild ab: Die Industrie wünscht sich verbindliche Stabndards sowie einen Rechtsrahmen, der den wirtschaftlichen Einsatz von Blockchains und die zugehörigen Geschäftsmodelle auch vor dem Gesetzgeber absichert.
Bei beidem auf einem guten Weg zu sein versprach Kanzleramtsminister Helge Braun: Die von ihm initiierte Blockchain-Strategie beinhaltet zum einen Regulierungsmöglichkeiten, zum anderen konkrete Vorhaben der Förderung und nicht zuletzt auch Instrumente zum Dialog zwischen Industrie, Politik und Forschung. Die Motivation, eine solche Strategie ins Rennen zu werfen, beschreibt er damit, dass zunächst einmal die politische Entwicklung mit der Technologie Schritt halten will. Er sieht darüber hinaus auch den Koordinierungsbedarf – vor allem zwischen den Ressorts der Bundesregierung. In der Blockchain-Strategie der Bundesregierung sieht auch BDI-Präsident Dieter Kempf den richtigen Aufschlag zur richtigen Zeit. Er betonte, dass Blockchains nicht nur ein Thema für die IT-Branche sind, sondern gerade auch in den klassischen Industrien – in denen Deutschland traditionell stark ist – nützlich sein werden. Daher müssten sich die Unternehmen auf jeden Fall mit der neuen Technologie beschäftigen. Dies gelte vor allem für solche Firmen, deren Angebote Bestandteil von Wertschöpfungsketten sind und einen entsprechend hohen Vernetzungsgrad aufweisen. Hier sind Blockchains ein ganz besonders gutes Instrument der Kooperation. Den notwendigen Schulterschluss zwischen Forschung, Industrie und Politik hob Fraunhofer-Vorstand Andreas Meuer hervor. Er stellte fest, dass die Anwendungsgebiete nicht lange gesucht werden müssten, sondern zum Beispiel in Sachen Unternehmensbuchhaltung geradezu ins Auge springen. Im Zusammenspiel mit einer anderen Trendtechnologie – 5G – sei zu erwarten, dass das Industrial Internet of Things einen enormen Bedeutungszuwachs erfahren wird. Er warb außerdem dafür, Blockchains in so genannten Reallaboren zu erproben, also Testszenarien, die jenseits der bestehenden Regulierungen Technologien im echten Anwendungszusammenhang erfahrbar machen und dabei zum Beispiel auch im Hinblick auf Skalierungseffekte oder die Anwendung von Datensouveränitätskomzepten ausgetestet werden können.
In einem weiteren Programmpunkt des Tages konnten die Teilnehmer ihre Kenntnisse zur Funktionsweise der Blockchain-Technologie auffrischen – in Form einer lebenden Blockchain. Jeder Teilnehmer wurde Bestandteil eines Blockchain-Netzwerks und konnte so erleben, welche Daten an welcher Stelle erzeugt, geprüft und in der Blockchain verankert werden. Beim »Mythbusting« klärten Fraunhofer-Forscher die verbreitetsten Irrtümer, Mythen und Vorurteile im Zusammenhang mit Blockchains auf. Eine ausführlichere Übersicht über die Blockchain-Mythen finden Sie in der eigens eingerichteten Playlist auf unserem Youtube-Kanal. Im »Blick in die Fraunhofer-Labore« stellten die Forscher eine Auswahl der von ihnen bearbeiteten Use Cases vor. Dabei gingen sie nicht nur auf die Vorteile der Lösungen, sondern ebenso auf die Hürden und Hindernisse ein, die ihnen im Entwicklungs- und Implementierungsprozess begegneten – und darauf, wie sie sie gelöst haben. Auch dies ist ein wichtiges Ergebnis des Blockchain-Tags: Wer schon einmal loslegt kann auch innerhalb der bereits bestehenden Rahmenbedingungen sinnvolle und funktionierende Lösungen entwickeln und somit wertvolle Erfahrungen und Vorsprungswissen sammeln. Einen Überblick über Fraunhofer Blockchain-Projekte – Use Cases, Methodiken und Machbarkeitsstudien – finden Sie in diesem Ordner. Den Abschluss der Konferenz bildete der »Blick über den Tellerrand«, eine Diskussionsrunde, in der sich die Fraunhofer-Forscher traditionell den Erfahrungen und Bedarfen der Industrie stellen. Alle Beiträge und Diskussionen können Sie in der Livestream-Aufzeichnung noch einmal Revue passieren lassen. Weitere Downloads, Videos, Projekte und Ansprchpartner haben wir zusätzlich auf unserer Blockchain-Themenseite für Sie zusammengefasst. Ebenso haben wir zum Programm und den Ergebnisse der vier interaktiven Workshops zu sezifischen Teilbereichen von Blockchainanwednungen eine eigene Seite eingerichtet.